Wie die Pandemie mein Leben beeinflusst hat.

by - Sonntag, Januar 17, 2021

Seit einer gefühlten Ewigkeit befinden wir uns schon im zweiten Lockdown und während ich beim ersten Lockdown noch darüber geschrieben habe, dass es mir verhältnismäßig gut ging, sieht es heute etwas anders aus. Seitdem hat sich einiges getan und ich habe sehr viel Zeit gebraucht, um überhaupt darüber zu reden. Ich weiß, Corona hat unser aller Leben stark beeinflusst aber ich möchte euch heute über meine persönlichen Erfahrungen berichten.
Ende 2020 hatte ich meinen letzten Arbeitstag und bin jetzt schon seit knapp einem halben Jahr auf Jobsuche, bisher ohne Erfolg. Nach meinem Studium Ende 2019 wollte ich so richtig durchstarten und habe mich total über meinen ersten Vollzeitjob gefreut. Aber nach nur knapp drei Monaten im neuen Job kam auch schon Corona und der erste Lockdown. Wir wurden in Kurzarbeit geschickt aber durften im Sommer wieder ganz normal weiterarbeiten. Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Die Stimmung zum dortigen Zeitpunkt war ganz anders, irgendwie viel friedlicher. Ich war auch finanziell abgesichert und konnte mich darüber freuen, dass ich mein reguläres Einkommen bekommen habe, obwohl ich nicht arbeiten durfte.

Nach dem Sommer war es klar, dass sich die Lage verschlimmern würde. Ich dachte damals aber noch nicht, dass die Auswirkungen so groß sind. Neben persönlichen Schicksalsschlägen musste ich also auch um meine Existenz bangen. Zum Glück bin ich ein unglaublich sparsamer Mensch und habe mir seitdem ich ein eigenes Konto habe, immer wieder Geld zur Seite gelegt, für den Notfall. Deshalb komme ich finanziell gesehen auf jeden Fall für einige Monate erstmal aus aber muss natürlich bei jeder Sache zweimal darüber nachdenken, ob ich sie mir kaufe. Und ehrlich gesagt nervt mich das, denn ich arbeite seitdem ich 18 Jahre alt bin hart dafür, dies nicht zu müssen. Jetzt bin ich also mit einem abgeschlossenen Studium und nach einem Jahr Vollzeit arbeiten wieder in der Situation, mich mit Bewerbungen herumschlagen zu müssen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie viele Bewerbungen ich schon im Leben geschrieben habe.. ich kenne Menschen, die haben in meinem Alter gerade mal eine geschrieben und wurden direkt angenommen. Die vielen Absagen, die man bekommt, lassen einen an sich selbst zweifeln. Man bekommt wirklich das Gefühl, man könne nichts und die Arbeitserfahrungen und Abschlüsse waren nichts wert.
Der Beschluss des zweiten Lockdowns hat meine Situation natürlich noch erschwert. Stellen fallen erneut weg oder werden ausgeschrieben und am nächsten Tag wieder entfernt. Irgendwo verständlich, wenn alle im Home Office sitzen oder in Kurzarbeit sind. Trotzdem verzweifelt es mich umso mehr, denn solange der Lockdown weiter geht, bedeutet es für mich auch, dass meine Aussichten nach einem Job sehr schlecht sind. Inzwischen kenne ich gefühlt alle Stellenanzeigen in meiner Region auswendig und schaue fast stündlich, ob neue dazugekommen sind. Einen Übergangsjob als Postbotin oder Ähnliches möchte ich soweit es geht vermeiden aber je mehr Absagen ich bekomme, desto mehr ziehe ich es in Erwägung, doch Post auszutragen. Nicht, dass Postbote ein schlechter Beruf ist und ich keinen Respekt dafür hätte, aber ich habe nicht studiert, um danach Post auszutragen. Ich hoffe ihr versteht meinen Punkt.
Das Schlimme ist, dass mir niemand in dieser Situation helfen kann. Ich fühle mich alleine gelassen, besonders auch von der Politik. Aber ich glaube da spreche ich für alle Absolventen und Berufseinsteiger. Die Ansprüche der Arbeitgeber werden immer höher und die Konkurrenz ist in der aktuellen Zeit natürlich viel größer. Gefühlt werden nur die Besten der Besten gesucht und Einsteigern keine Chance gegeben. Ich kann nun mal keine 5 Jahre Berufserfahrung gehabt haben und alle möglichen Programme der Welt bereits können, wenn ich die Chance dazu nicht mal bekomme. Das Ziel, Karriere zu machen habe ich schon längst aufgegeben und momentan bin ich einfach froh, wenn ich eine feste Stelle bekomme, um die ich mir keine Sorgen machen muss. Es belastet mich vor allem psychisch, denn es kann mir auch niemand sagen, wann es wieder Bergauf gehen wird. 

Hinzu kommt, dass dieses Jahr im Sommer meine Hochzeit geplant war bzw. Stand heute immer noch ist. Seit über einem Jahr bin ich verlobt und wer hätte gedacht, dass man sich mal Sorgen machen muss, ob seine Hochzeit stattfinden kann. Ich hatte mich eigentlich so auf die ganze Vorbereitung und Planung gefreut und wollte auch mehr auf dem Blog berichten aber momentan stresst mich dieses Thema einfach enorm. Wir wissen nicht, ob 1. die Hochzeit überhaupt stattfinden kann und 2. ob alle Gäste kommen können/dürfen, denn wir erwarten auch Gäste aus dem Ausland. Fakt ist, dass wir die meisten Dienstleister schon haben und teilweise auch bereits angezahlt haben. Und wir haben die große Hoffnung, dass wenn die Temperaturen steigen, sich die Lage etwas verbessert und entspannt. Aber das ist natürlich nur die Hoffnung, wie es sein wird weiß keiner. Die Planung macht deshalb wenig Spaß, denn man muss immer im Hintergedanken haben, dass die Feier vielleicht nicht stattfinden kann. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, deshalb versuche ich, jetzt noch nicht zu viel über später nachzudenken aber es ist eine unglaubliche Belastung. Für mich ist die Hochzeit und die damit verbundene Feier sehr wichtig und schließlich soll es ja der schönste Tag im Leben sein. Da möchte ich auch ungern Kompromisse machen müssen. Und so schnell absagen, verschieben oder stornieren lässt sich so eine Feier, die von so vielen Menschen abhängt, eben nicht einfach mal so.
Mein Alltag besteht also momentan gefühlt nur aus Bewerbungen schreiben und einkaufen, viel mehr kann man ja auch wirklich nicht machen. Das macht natürlich auch, dass ich mich immer mehr in meine negativen Gedanken hineinsteigere, da ich mich nicht mit schönen Dingen ablenken kann. Ich weiß, der Post ist leider sehr negativ geworden aber ich habe mich wirklich lange nicht dazu geäußert und wollte euch einfach mal an meinen Gedanken teilhaben lassen. Sagt mir doch gerne mal, wie es euch momentan in der Situation geht. Konntet ihr so weitermachen wie bisher oder habt ihr auch euren Job verloren, musstet eure Hochzeit absagen etc.? 

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13 Kommentare/ Read More

  1. Ohje das Gefühl mit dem Job kenne ich. Aus meinem vorherigen Job bin ich Ende 2019 ausgeschieden und dann kam Corona, so dass die Suche deutlich länger gedauert hat, als ich es erwartet hatte. Das blöde ist ja auch, je größer der Druck wird und man sich dann auf Sachen bewirbt, wo man selbt schon weiß, dass das eigentlich nicht passt, um so mehr Absagen bekommt man dann auch. Da ruhig zu bleiben und nicht zu verzweifeln ist echt nicht so leicht. Im Herbst habe ich dann endlich eine Zusage bekommen, also es geht schon irgendwie, aber ich kann jeden verstehen, der in der Zeit unruhig wird und anfängt, an sich selbst zu zweifeln. Ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir bald wieder weiter gehen kann!

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    1. Du sagst es! Der Druck wird wirklich immer größer und je mehr Absagen man bekommt, desto mehr verzweifelt man. Ich freue mich aber, dass du inzwischen etwas gefunden hast. Das gibt mir etwas Hoffnung, wobei du scheinbar auch ziemlich lange suchen musstest. Danke für dein Verständnis und dir ebenfalls weiterhin alles Gute!

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  2. I'm sure things will work in favor of you. Sending you lots of love and strength! Stay positive!
    xoxo
    Lovely
    www.mynameislovely.com

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  3. Ich finde es trotzdem schön, dass du mal ehrlich gesprochen hast! Mich nervt es, wenn Leute sagen, dass sie der Lockdown gar nicht betrifft. Für mich hat sich auch so viel geändert und ich finde es wirklich schwer, damit klarzukommen.

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    1. Danke dir. Ja, das finde ich auch. Auf Social Media wird es oft so dargestellt, als wäre nichts aber Fakt ist, dass nun mal viele Menschen von den Folgen betroffen sind. Da sollte man auch ehrlich sein.

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  4. Es tut mir leid zu hören, dass auch du davon betroffen bist, und ich hoffe wirklich, dass du bald einen tollen Job für dich findest und deine Hochzeit so stattfinden kann, wie du es dir gewünscht hast. Wenn du es noch nicht versucht hast, kann vielleicht LinkedIn bei der Jobsuche hilfreich sein. Einen Versuch ist es wert. :)

    ♡ ☯ ☮ P&P style ☮ ☯ ♡

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    1. Vielen lieben Dank, das hoffe ich auch! Ich habe mir vor kurzem erst einen LinkedIn Account gemacht und versuche es auch darüber :).

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  5. Vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich freue mich für dich, dass du deinen Job behalten durftest und deswegen wahrscheinlich verhältnismäßig "gut" durch die Pandemie gekommen bist. Ich hoffe, wir können bald zu unserem normalen Alltag zurückkehren :)

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  6. Oh man Süsse. Du sprichst mir aus der Seele. Deine Gefühle, deine Wahrnehmung... Habe ja auch schon darüber gebloggt. Dieses „Wir schaffen es zusammen!“ ist verschwunden. Man muss trotz allem versuchen das Positive zu sehen. Geld ist nicht alles, das sehen wir immer mehr ein. Ich bin mir sicher, du wirst nach all dem eine super Karriere hinlegen! Ich bin froh, schon 2019 geheiratet zu haben. Zum Glück sind mein Mann und ich so, dass wir Dinge sofort angehen und haben nicht auf das „schöne“ Datum 2020 gewartet. Fast hätten wir es getan... Denk positiv, eure Hochzeit wird stattfinden und sie wird perfekt sein! Meine Schwester heiratet auch im Juni und ich bin zuversichtlich. ❤️ Wir haben dieses Jahr geplant auszuwandern und das wird auch soo schwer wegen Corona. Aber geht irgendwie. Wer arbeiten will, kann arbeiten, irgendwann. Wer heiraten will, wird heiraten, irgendwann. Ihr habt einander noch und das ist das Wichtigste. ❤️

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    1. Du Lieeebe, vielen lieben Dank für die netten Worte!! Ja, da hast du recht, irgendwie geht es am Ende doch aber es ist schwer, nicht zu verzweifeln.
      Ihr habt alles richtig gemacht, mit eurer Hochzeit und allem. Bei uns war es insofern noch Glück, dass die Hochzeit nicht für 2020 geplant war haha. Ich hoffe so sehr, dass deine Schwester dieses Jahr auch heiraten kann aber bis zum Sommer MUSS doch alles wieder besser werden!!

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  7. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen! Ich kann nur zu gut nachvollziehen, wie du dich beim Bewerbungsschreiben fühlst! Mir ging es 2020 ähnlich: nach der 15. Bewerbung habe ich aufgehört zu zählen, die standardisierten Absagen habe ich nicht mehr gelesen. Zwar werden die meisten Stellen aufgrund der aktuellen Situation nicht besetzt, aber der Anspruch der Unternehmen an die Bewerber ist ungebrochen hoch. Daran darf man nicht verzweifeln. Ich wünsche dir nur das Beste für das neue Jahr!
    ♥ josie

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    1. Oh ja, ich kann dich zu 100% nachvollziehen. Das ist echt frustrierend. Ich hoffe, dass du inzwischen etwas Gutes gefunden hast. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast um meinen Beitrag zu lesen :).

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