Warum Home Office für mich nicht funktioniert

by - Donnerstag, April 07, 2022

Seit fast einem halben Jahr befinde ich mich schon im dauerhaften Home Office und habe inzwischen für mich die Erkenntnis gewonnen, dass es nicht funktioniert.
In die Arbeitswelt bin ich ganz "klassisch" eingestiegen, das heißt fünf Tage die Woche war ich im Büro. Das war für mich, und wahrscheinlich viele andere auch, die Norm. Viele Firmen waren strikt gegen Home Office oder mobiles Arbeiten, bei anderen war dies zwar möglich, doch mit vielen Komplikationen verbunden. Oft dachte ich mir, dass es total cool wäre, jetzt von zuhause zu arbeiten, da ich mir den Arbeitsweg spare und falls ich mal einen Termin habe, muss ich mir nicht gleich einen ganzen Tag Urlaub dafür nehmen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie sehr mir Home Office auf die Nerven gehen würde.

Die Nachteile des dauerhaften Home Offices

Als es Anfang 2020 mit der Pandemie losging, war Home Office fast schon eine Selbstverständlichkeit. Nach der Kurzarbeit haben wir uns auf ein Wechselmodell zwischen Büro und Home Office geeinigt. Das war noch angenehm, da ich an einigen Tagen entspannt von zuhause arbeiten, und an anderen Tagen einen Teil meiner Kollegen vor Ort sprechen konnte. Darüber hatte ich euch in diesem Post schon ein wenig berichtet. Inzwischen bin ich aber in einem anderen Unternehmen und arbeite seit Jobbeginn fast ausschließlich zuhause. Das bringt so einige Schwierigkeiten mit sich, denn zunächst habe ich keine guten Bedingungen, um dauerhaft von zuhause zu arbeiten. Mit dem Umzug habe ich zwar zum Glück etwas mehr Platz und ein eigenes Zimmer zum Arbeiten, doch meine Arbeitsausstattung ist alles andere als ergonomisch. Ich merke oft, wie ich Rücken- und Schulterschmerzen bekomme, auch wenn ich versuche, mich regelmäßig zu bewegen.
Was ich aber besonders störend finde, ist der fehlende persönliche Austausch und ein Teamgefühl, gerade wenn man noch neu in einem Unternehmen/Team ist. Es ist für mich nicht das gleiche, ob ich mit meinen Kollegen einen digitalen Call habe oder sie persönlich vor mir sitzen. Der spontane, lockere Austausch fehlt und dadurch lernt man seine Kollegen nie richtig kennen. In Meetings geht es dann ausschließlich um die Arbeit. Hinzu kommt, dass ich mich in Online-Meetings oft nicht traue, etwas zu sagen, da ich entweder nicht zu Wort komme, oder ich bestimmte Dinge nicht vor versammelter Mannschaft sagen möchte. Im Face-to-Face Gespräch kann man sich seinen Gesprächspartner gezielt aussuchen. Bei Online-Meetings kann nur eine Person sprechen und in dieser Zeit sind alle anderen gezwungen, zu schweigen. Zudem kann man seinem Gegenüber nicht in die Augen gucken. Ich hätte es nicht gedacht, aber das macht so einiges aus! Für mich fehlt das Vertrauen, wenn ich eine Person nur über einen Bildschirm sehe und ihre Emotionen nicht richtig wahrnehmen kann. Wenn man nur in gemeinsamen Terminen die Möglichkeit hat, sich mit seinen Kollegen auszutauschen, kriegt man vieles auch nicht mit. Im Büro schnappt man hier und da mal etwas auf oder kann sich spontan austauschen, wenn die Person ohnehin anwesend ist. Im Home Office bin ich eigentlich komplett alleine und habe nur die Möglichkeit, über einen direkten Anruf oder Chat an Informationen heranzukommen. 
Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass die Grenzen zwischen Arbeiten und Freizeit im Home Office mehr und mehr verschwinden. Ich glaube wir kennen es alle, dass zwischen Meetings nochmal schnell die Wäsche gemacht wird oder man die Mittagspause nutzt, um noch schnell einkaufen zu gehen oder den Haushalt zu machen. Dadurch habe ich das Gefühl, nie wirklich runterzukommen und keinen Ort zu haben, an dem ich aktiv entspannen und mich von der Arbeit trennen kann. Auch feste Arbeitszeiten gibt es nicht mehr, denn der Laptop oder das Arbeitshandy sind ja theoretisch jederzeit verfügbar. Wobei ich bei dieser Sache selbst sehr strikt bin und eben nicht nach Feierabend nochmal kurz meine Mails checke. Ich kann aber verstehen, dass das vielen schwerfällt.

Der fehlende persönliche Kontakt

Außerdem vermisse ich auch die Benefits, die es im Büro gibt: eine ordentliche Ausstattung, kostenlose Getränke und der soziale Kontakt. Gerade bei letzterem hätte ich anfangs nicht gedacht, dass mir dieser so fehlen wird. Als introvertierter Mensch brauche ich oft Zeit für mich, doch im dauerhaften Home Office habe ich etwas zu viel Zeit für mich. Es gibt Tage, an denen ich niemandem persönlich begegnet bin. Online-Gespräche zählen für mich eben nicht dazu. Am Anfang habe ich meine Routine, in der Mittagspause immer an der frischen Luft spazieren zu gehen, noch gut einhalten können. Nach der 3. oder 4. Woche hatte ich aber auch keinen Anlass und Motivation mehr, jedes Mal die gleiche Strecke zu laufen. Ich musste kreativ werden und habe innerhalb der Wohnung den Arbeitsplatz gewechselt oder bin in ein Café zum Arbeiten gegangen. Doch was ich immer noch nicht habe, ist eben der persönliche Austausch. Teilweise habe ich nicht mal Ahnung, wer im Team für was zuständig ist, da wir während der Home Office-Zeit einige neue Kollegen dazubekommen haben. Falls wir irgendwann alle mal wieder zurück im Büro sein sollten, wird es das erste Mal sein, dass ich meine Kollegen so richtig sehe und kennenlerne. Wie steht ihr zu diesem Thema? Arbeitet ihr auch schon seit langer Zeit nur vom Home Office aus und was ist euch lieber?

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4 Kommentare/ Read More

  1. Ich bin ja auch immer im Home Office, kann dich aber gut verstehen! Für mich ist es auch oft effektiver, von woanders aus zu arbeiten.

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  2. Bevor wir ein Baby hatten, war dauerhaftes Homeoffice gar nichts für mich. Ich brauchte das „Rauskommen“. Mit Baby ist es sehr praktisch, wenn mein Mann von Zuhause aus arbeitet und auch ich kanns mir künftig vorstellen. Da hat man genug „Leben“ zuhause.

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  3. Bei sind es mittlerweile anderthalb Jahre ausschließlich im Home Office. Ich kann zu 100% deine Kritikpunkte verstehen, besonders am Anfang hat es wirklich ewig gedauert, bis ich mich angekommen gefühlt habe. Trotzdem hat auch das Home Office Vorteile - alleine der Wegfall des Arbeitsweges und mal das Wäsche waschen nebenbei oder mittags schnell einkaufen gehen. Ich hoffe, dass sich da bald eine Mischform herausbilden kann, um beides gut vermischen zu können.

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  4. Liebe meine neue Sachen auch total =) Die Shopping Week is ja auch schon wieder seit Sonntag vorbei, aber dieses Jahr findet sie eh 4x statt :D Juli, September und Dezember nochmal =)

    Ich hatte nie Home Office, einfach weil ich dafür alle Programme und Kundendaten daheim auf dem PC haben müsste und ich bin ehrlich, das Risiko möchte ich nicht :D Wenn da irgendwas passiert, bin ich nachher noch Schuld xD Zumal ich ein Reisebüro ohne persönliche Beratung sowieso nicht so toll finde. Mama hatte in den Lockdowns von daheim gearbeitet und war auch dort für die Kunden erreichbar und als wir wieder öffnen durften, war sie auch wieder im Büro. Anfangs noch alleine wegen der Regelungen und seit einigen Monaten helfe ich auch wieder aus =) Ich war also bis einschließlich September 21 in Kurzarbeit mit 0 Stunden und dafür Aushilfsjobs.
    Liebe Grüße

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