Alles über mein Studium: Abbruch, Höhen & Tiefen

by - Freitag, März 15, 2019

Wenn ihr meinen Blog schon länger verfolgt wisst ihr vielleicht, dass ich das Thema Studium schon öfter angerissen habe aber noch nie richtig ausgeführt habe. Der Grund ist ganz einfach: ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen würde und wollte keine Tipps geben, bevor ich es selbst nicht geschafft habe. Nun habe ich aber alle relevanten Klausuren bestanden und stehe kurz vor meiner Bachelorarbeit, wer hätte das gedacht? Ich denke jetzt bin ich endlich "bereit", darüber offen zu sprechen.

Wie bin ich zu meinem Studium gekommen?
Ich studiere Soziologie mit Amerikanistik im Nebenfach und es war nicht meine erste Wahl. Ich wusste, dass ich irgendwas mit Marketing später machen möchte aber fast alle Studiengänge, die in diese Richtung gehen, werden in meinem Umkreis nur in privaten Hochschulen angeboten. Bei einer Hochschule wurde ich zudem abgelehnt. Aus diesem Grund musste ich mir etwas anderes überlegen und habe nach langer Recherche letztendlich Soziologie gefunden. Ich konnte anfangs, wie wahrscheinlich die meisten, nichts mit dem Begriff anfangen und selbst heute bekomme ich immer noch die Frage "Und was ist das eigentlich?". Das ist in der Tat nicht so einfach zu beantworten, die Soziologen sind sich selbst nicht einig. Im Prinzip geht es darum, die Gesellschaft zu analysieren. Gerade deswegen kann man, wie ich finde, sehr viel mit dem Fach anfangen, da es eben sehr allgemein ist. Viele werden sich denken, was hat Soziologie nun mit Marketing zu tun? Tatsächlich sehr viel, denn Soziologie ist viel mehr als man denkt. Es gibt viele Teilbereiche und ich habe mich in der Vertiefung u.a. für die Mediensoziologie entschieden. Ich merke, wie viel mir mein Studium im Berufsleben bringt, denn ich habe einen anderen Blick auf bestimmte Sachverhalte als vielleicht ein Wirtschaftler. Soziologen können überall eingesetzt und gebraucht werden, besonders in der Marktforschung und das geht teilweise Hand in Hand mit Marketing/PR usw.

Der Anfang meines Studiums vs. Heute
Aller Anfang ist schwer! Ihr müsst wissen, ich bin während meines dreijährigen Studiums zwei Mal umgezogen. Anfangs habe ich noch sehr weit von der Uni entfernt gewohnt und musste zwei Jahre lang jeden Tag insgesamt bestimmt 4 Stunden pendeln. Das trägt erheblich zur Stimmung und Einstellung gegenüber dem Studium bei, weshalb der Anfang für mich nochmal doppelt so schwer war. Ich muss aber sagen, dass ich in den ersten zwei Semestern noch wirklich sehr motiviert war. Ich ging in fast jede Veranstaltung und beteiligte mich teilweise auch aktiv in den Seminaren, auch wenn mein Stundenplan wirklich vollgepackt war. Heute weiß ich, dass ich mir meinen Stundenplan nicht so vollpacken müsste. Ich hielt mich zu sehr an den Studienverlaufsplan und hatte Angst, diesen nicht einhalten zu können. Ich habe mir jetzt aber bewusst ein Semester mehr genommen, um mich voll und ganz auf meine Bachelorarbeit zu konzentrieren und habe davon keinen Nachteil. Letztendlich ist es völlig egal, ob ihr euer Studium in Regelzeit schafft oder nicht. Natürlich sollte man sich nicht zu viel Zeit nehmen aber ich kann euch sagen, dass die allerwenigsten ihr Studium in Regelzeit schaffen. Danach wird auch sicher niemand fragen.

Studium abbrechen?
Ungefähr im 3. Semester hatte ich mein persönliches Tief. Ehrlich gesagt habe ich bestimmt bis zum 4. Semester zu jedem Semesterbeginn mit dem Gedanken gespielt, mein Studium abzubrechen. Die Stimmung während eines Semesters würde ich als eine U-Kurve beschreiben: anfangs ist man sehr motiviert, dann erfährt man, was alles auf einen zukommt und ist total überfordert und die Stimmung ist im Keller. Wenn man es geschafft hat, steigt die Stimmung wieder. So war es bei mir wirklich konstant und heute ärgere ich mich, dass ich das damals nicht realisiert habe. Für einige ist die erste Uniwoche nach den Ferien vielleicht irrelevant oder unwichtig, doch für mich war das immer die entscheidende Woche. Ich habe mich sehr überfordert mit den Anforderungen gefühlt und dachte mir jedes Mal: wie soll ich das nur schaffen? Ich bin ein Mensch, der sich zu schnell stressen lässt und bei Überforderung kann ich nicht mehr klar denken. Im 3. Semester bin ich dann aber wirklich monatelang nicht mehr in die Uni gegangen und habe mir gesagt, dass ich eine Ausbildung machen werde. Ich habe sogar einige Bewerbungen abgeschickt, war bei der Arbeitsagentur und auch bei einem Bewerbungsgespräch. Das Gespräch war von meiner Seite aus aber (zum Glück) nichts und ich habe dann wirklich lange gegrübelt und überlegt, wie es weiter gehen soll. Nach einer langen Pause habe ich mich aber doch irgendwie wieder aufgerafft und für die Klausuren gepaukt, ohne in der Vorlesung gewesen zu sein. Ich habe sie bestanden und das zeigte mir, dass es vermutlich das Richtige wäre, mein Studium fortzusetzen. Das tat ich auch und jetzt habe ich es tatsächlich bald geschafft... mein "Tipp" ist also niemals aufzugeben. Klar, wenn euch das Studium gar nicht gefällt und ihr es von Anfang an merkt und für einen Wechsel bereit wärt, tut das. Bei mir lag es aber nicht speziell am Fach, sondern am Studieren selbst. Ich habe mir gesagt, ein Studium ist vielleicht doch nichts für mich und ich bin kein Wissenschaftler. Doch das waren im Endeffekt nur Selbstzweifel und ich freue mich, dass ich es bis hierhin geschafft habe.

Wieso studieren?
Immer wieder kriege ich mit, wie wenig das Studium geschätzt wird und bestimmte Studienfächer als "nicht hoch angesehen" gelten. Immer wieder kriege ich auch zu hören, dass ein Bachelorabschluss in Fach XY doch nichts bringt, wenn man keinen Master hat. Ich denke, der Leistungsanspruch an die junge Generation ist in den letzten Jahren so enorm gestiegen, dass man denkt, man müsse immer mehr erreichen. Ich kriege sogar teilweise mit, dass Studenten Angst haben, mit einem Bachelorabschluss keinen Job zu finden. Bullshit! Es ist ein Privileg, hier in Deutschland kostenlos studieren zu dürfen. Wenn ihr euch also fragen solltet, ob sich ein Studium lohnt, dann wäre meine Antwort immer JA, egal welches Fach ihr studiert. Die Bildungsmöglichkeiten in Deutschland sind hoch und es scheint der "natürliche" Weg zu sein, Abitur zu machen und dann zu studieren. Ich denke gerade aus diesem Grund wird es nicht so wertgeschätzt. Für mich persönlich ist es aber ein unglaublich großer Schritt und wenn ich endlich mein Zeugnis in der Hand halten darf, werde ich unglaublich stolz sein, dass ich es geschafft habe und überhaupt die Möglichkeit dazu bekommen habe. Es ist für mich sehr schwer (ich würde sogar behaupten viel schwieriger als für die meisten, aber das ist ein anderes Thema), motiviert und am Ball zu bleiben, denn niemand aus meiner Familie hatte die Möglichkeit zu studieren und dementsprechend konnte mich auch niemand darauf vorbereiten. Deshalb macht es mich ein wenig traurig, wenn ich dann Sachen höre, wie "ein Bachelorabschluss allein bringt dir nichts" etc.

Die 3 wichtigsten Tipps
Wenn ich mein Studium nochmal neu beginnen könnte, würde ich einiges anders machen.
1. Ich würde mir zunächst meinen Studenplan nicht zu voll machen. Ich habe mich, wie oben schon beschrieben, anfangs zu stark an die vorgegebenen Verlaufspläne orientiert. Diese Pläne sind aber nur Beispiele, wie euer Studium aussehen könnte und besonders in den ersten Semestern sind diese sehr vollgepackt. Die ersten 3 Semester waren definitiv die Schwierigsten für mich und gegen Ende hin hatte ich viel mehr Freizeit. Deshalb empfehle ich euch, abzuwägen, wie viel ihr tatsächlich schafft. Besucht die Veranstaltungen in der ersten Woche, denn da werden euch die wichtigsten Informationen mitgeteilt. Wenn ihr euch überfordert fühlt, lasst ruhig ein, zwei Veranstaltungen weg und macht die in einem Semester, in dem ihr nicht allzu viel zu tun habt. Kaum jemand schafft sein Studium in Regelzeit!
2. Es gibt Veranstaltungen, die einem überhaupt nichts bringen, weil der Prof alles 1 zu 1 von der Folie abliest. Am Anfang bin ich selbst zu diesen Veranstaltungen gegangen, mit der Angst etwas zu verpassen und aus schlechtem Gewissen. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es überhaupt nichts bringt und ich mir so viel Zeit sparen würde, wenn ich zuhause alles selbst nacharbeite. Im Studium geht es hauptsächlich darum, selbst abzuwägen ob euch eine Veranstaltung etwas bringt oder nicht. Ich war sicherlich kein Musterstudent, sondern eher im Mittelfeld, denn ich war oft da, oft aber auch nicht (außer wenn ich musste). Vieles habe ich mir eben selbst erarbeitet, denn die Materialien, die die Profs zu Verfügung stellen sind meist schon ausreichend.
3. Das klingt sehr banal und selbstverständlich aber: geht es langsam an und macht euch nicht zu viel Druck. Ein Beispiel: ich hatte das große Modul Statistik, welches bei mir für das 3. Semester vorgesehen war. Zu dem Zeitpunkt befindet man sich ja eigentlich noch relativ am Anfang des Studiums und weiß natürlich noch nicht so viel wie am Ende. Mit Statistik war ich total überfordert, denn ich habe nichts verstanden, auch wenn ich es krampfhaft versucht habe. Das Modul war auch eigentlich der Hauptgrund, wieso ich mein Studium abbrechen wollte. Ich tat es aber wie gesagt doch nicht und habe es jetzt im letzten Semester wieder versucht und die Klausur mit 2,0 bestanden. Mein Kopf war klarer und ich ging an die Sache nicht mit Panik heran, sondern war wirklich interessiert daran, es zu verstehen. Anfangs fühlt man sich natürlich überfordert, denn viele Begriffe sind einem noch komplett neu. Aber das Wichtigste ist, Schritt für Schritt an die Sache heran zu gehen und sich nicht zu stressen. Heute sehe ich ja selbst, dass ich alles, worüber ich mir anfangs Gedanken gemacht habe, jetzt doch geschafft habe. Wenn man sich die Zeit gut einteilt und kleine Schritte macht, kommt man auch irgendwann ans Ziel.

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7 Kommentare/ Read More

  1. Es ist wirklich interessant, einen Einblick in dein Studium zu bekommen. Ich muss sagen, dass ich echt froh bin mich damals für eine Ausbildung entschieden zu haben und jetzt in Dubai zu arbeiten, aber manchmal glaube ich, dass auch ein Duales Studium etwas für mich gewesen wäre. Ich denke es ist immer vom großen Vorteil, wenn man weiß in welche Richtung man gehen möchte, aber ich finde es schade dass bei so vielen Unis der NC ausschlaggebend ist. Es war echt interessant einen Einblick in dein Studium zu bekommen :)

    Liebe Grüße,
    Patty

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    1. danke liebe patty :) klar ein studium ist immer eine absicherung aber ich glaube du bist der lebende beweis dafür dass man es mit einer ausbildung total weit bringen kann. man muss nur wissen was zu einem passt :).

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  2. Gut, dass du das Studium nicht abgebrochen und doch weitergemacht hast. Ich wollte damals mein Studium auch abbrechen und bin heute froh, dass ich es doch absolviert hatte.
    Liebe Grüße,
    Christine

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  3. Liebe Sandy,
    das sind wirklich tolle und vor allem ehrliche Einblicke mit guten Tipps :-).
    Und es ist wirklich so, dass die wenigsten ihr Studium in der Regelstudienzeit schaffen... Ich habe auch ein Semester mehr Zeit genommen und fühle mich deshalb nicht schlecht :D. Vor allem sollte man dabei meiner Meinung nach immer auf sich selbst hören und sich alles so einteilen, wie es für einen selbst am besten ist und sich nicht an anderen orientieren.
    Liebe Grüße, Cindy
    www.fraeulein-cinderella.de

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  4. viel Erfolg sehr schoen dass du weitergemacht hast!
    xoxo https://www.wolfiepoli.com/

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  5. Ich glaube, dass sich viele einfach selbst zu viel Druck machen um alles möglichst schnell zu schaffen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und lass dich nicht stressen. :)

    Liebste Grüße
    Tamara von FASHIONLADYLOVES

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